Nina Binkert und ihre Familie. Von links nach rechts: Nina Binkert, Sofia, Yuna, Emma und Peter Binkert vor ihrem Laden in Eglisau
Vielen Dank Ursula Fehr für den Text und Raisa Durandi für die Fotos // und dem Zürcherunterländer für die Veröffentlichung des Artikel am 8. Juni 2020
Als Bilderbuch-Illustratorin und Gestalterin ist Nina Binkert schweizweit bekannt, doch die Quelle ihrer Inspirationen sprudelt in Eglisau: In ihrem Atelier am Gupfenweg und im kleinen Laden Schönegrüsse an der Untergasse, dem jüngsten Kind von Nina und Peter Binkert. Was vor Jahren als Pop-up-Idee entstand, hatte nicht nur Bestand, sondern ist zusammen mit dem gegenüberliegenden Vicafé von Christian Forrer zum Hotspot geworden.
Zusätzlich zu den Postkarten, die zu Geschichten anregen, sind immer mehr Artikel wie Stempel, Znüniplättli oder Rätselbücher für Kinder dazu gekommen. Die Karten und Sujets werden in Dielsdorf gedruckt, wo Peter Binkert selbst an die Maschine geht und die Farben abstimmt. «Es ist tatsächlich eine Art Geheimtechnik, die ich hüte wie die Appenzeller ihr Käse-Rezept. Alles ist handgezeichnet und mit Naturprodukten kombiniert, sozusagen auf dem Prinzip des Steindruckes aufgebaut», beschreibt Nina Binkert ihre Methode. So ist auch das Bilderbuch «Das Nilpferd» in Zusammenarbeit mit der bekannten Familienband Silberbüx entstanden.
Das Ehepaar Binkert wohnt und arbeitet mit seinen fünf Töchtern im Alter von 4 bis 19 Jahren seit vielen Jahren Tür an Tür mit Ninas Eltern im Haus der Grosseltern. «Die schönen Erinnerungen und die Unterstützung meiner Eltern geben mir Kraft. Auch mein Mann Peter ergänzt mich optimal. Er ist die gesellige Krämerseele, und ich spinne meine Fäden im Atelier, wo sich die ganze Familie trifft. Das ist oft wie in einem Ameisenhaufen. Aber in diesem geordneten Chaos findet man schnell zum eigenen inneren Kind zurück und kann kreativ werken.»
Doch das war nicht immer so: Mit 18 Jahren zog Nina weg von Hause. Nach Zürich, wo sie sich an der Kunstgewerbeschule zur Grafikerin ausbilden liess – und später nach New York. «Ich durfte dort bei einem berühmten Designer arbeiten, aber für wenig Geld, sodass es nur für ein winziges Zimmer reichte. Die grosse Stadt bot alles, was ich mir schon lange wünschte, und das Geld rann mir durch die Finger. Ich habe die Eindrücke wie Überraschungen aus einer faszinierenden Wundertüte aufgesogen und bis heute bewahrt.»
Das Ehepaar Binkert ist in der kreativen Schweizerszene gut vernetzt. So werden ihre Karten und Poster in Läden, Konzept-Stores und Museen verkauft. Wer also – als Tourist oder Insider – ins Lädeli an der Untergasse kommt oder den Webshop Schönegrüsse.ch anklickt, taucht ein in die Verbindung von heimeliger Gemütlichkeit und weiter Welt. Etwa mit der Giraffe, die ihren Kopf zwar in den Wolken, aber stets über der Sache hält und in selbstverständlicher Behaglichkeit herunterschaut: «Sie ist sozusagen unsere Chefin.»